Burg Rittersdorf
Die gut vier Kilometer nördlich von Bitburg im Nimstal gelegene Wasserburg Rittersdorf ist eines der wertvollsten Kulturgüter der Verbandsgemeinde Bitburger Land und wird auch landesweit den bedeutenden Baudenkmälern zugerechnet. Die restaurierte Burg beherbergt heute ein Restaurant und ein kleines Museum, und im ehemaligen Rittersaal hat das Standesamt Bitburger Land eine Dependance eingerichtet.
Ursprünglich an der Stelle einer alten Nimsfurt um 1200 zur Sicherung der überregional wichtigen Wegeverbindung errichtet, wurde die Befestigung nachfolgend zu einem Wehrturm und dann zu einer Wasserburg ausgebaut. Wir hören erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1263 von der im Besitz der Trierer Abtei St. Maximin stehenden Burg, die Theodoricus de Retirsdorf, ein Lehnsnehmer der Luxemburger Grafen, als "festes Haus" errichtet hatte.
Die Burganlage wird bis heute dominiert von dem 26 m hohen, runden Bergfried, dem ältesten noch erhaltenen mittelalterlichen Bauteil der Burganlage. König Rudolf von Habsburg hatte im Jahre 1290 sein Einverständnis zum Bau der Befestigung erteilt. Nur wenige Jahre später dürfte der siebengeschossige Wohnturm vollendet gewesen sein. Dendrochronologische Untersuchungen, die im Rahmen der großen Burgsanierung von 1978 bis 1987 durchgeführt wurden, weisen das Jahr 1294 als Fällungsdatum für die verbauten Hölzer aus.
Von den sieben Geschossen waren ursprünglich 4 Geschosse als Wohnräume eingerichtet und mit Sitznischen, Kamin und Abortanlage ausgestattet. Eine Treppe in Mauerdicke verbindet die einzelnen Geschosse. Im Jahre 1320 genehmigte König Johann von Böhmen dem Johann von Bitburg, Propst zu Luxemburg, den Kauf der Burg: "dass er die Reichslehen, die einst der verst. Ritter Theoderich von Rittersdorf inne hatte, von dessen Sohn, genannt der Blinde, kaufen darf". In einer Urkunde vom 15.09.1432 erfahren wir, dass Clais von Rietersdorf, Sohn Peters, jährlich eine Angerfahrt von Rittersdorf aus zur Burg Rheineck durchzuführen hatte. Catharina zu Rheineck zu Broich sicherte ihm dabei ausdrücklich Schutz und Verteidigung auf dem gesamten Wege, in allen Orten, zu Lande und zu Wasser zu.
Nachfolgend wechselte die Burg mehrfach den Eigentümer, bis wir schließlich im Jahre 1521 den Johann von Enschringen, später kaiserlicher Rat zu Luxemburg und kurtrierierischer Kanzler, verheiratet in erster Ehe mit Margarethe Laudolff von Bitburg und in zweiter Ehe mit Johanetta von Schwarzenberg, als Eigentümer der Burg finden.
Wenige Jahre später erwarb dieser dann ebenfalls die nur wenige Kilometer nordwestlich von Rittersdorf gelegene Wasserburg zu Ließem.
Unter den Enschringern setzte in Rittersdorf eine umfangreiche Bautätigkeit ein, und es entstanden die An- und Umbauten, die auch heute noch das Bild der Burg Rittersdorf ganz wesentlich prägen. Auf der dem Bergfried gegenüberliegenden Hofseite finden wir einen ebenfalls turmartigen Palas, aber mit quadratischem Grundriß, der im 14. oder 15. Jahrhundert errichtet wurde. Die massiven Quadersteine im Sockelbereich deuten auf römischen Ursprung hin, hier wurden sie als Spolien wiederum verwendet.
Das niedrige Kellergeschoss und das 1. Obergeschoss sind über einer runden Mittelstütze gratig gewölbt. Nach dem Erwerb der Burg haben die Enschringer den bestehenden Pallas dann spätgotisch ausgebaut. Das erste Obergeschoß, heute allgemein als Rittersaal bezeichnet, wird seit dem Jahre 1996 als Trauzimmer durch das Standesamt Bitburger Land genutzt; die erste Trauung wurde am 23. August 1996 vollzogen. Hier finden wir Schilde mit den Wappen der Enschringer, der Hundelinger (Maria von Hundelingen war die Mutter des Johann von Enschringen), der Schwarzenberger, und der von Monreal. Im Jahre 1550 zeichnete Johanns Sohn Ruprecht von Enschringen zu Schwarzenberg als Burgherr zu Rittersdorf.
Nach seiner Ernennung zum Propst von St. Simeon zu Trier, wurde 1563 sein Bruder Laudolf von Enschringen zu Rittersdorf, Schwarzenberg und Weiler La Tour neuer Burgherr zu Rittersdorf. Er war seit 1562 verheiratet mit Magarethe von Manderscheid-Virneburg zu Waldeck. Das mit der Jahreszahl 1575 datierte Prunkwappen der Familie finden wir über dem prächtigen Renaissaceportal des Haupttores. Familienwappen und Portal sind ebenso wie das Eingangsportal des jüngeren Pallas Beispiele herausragender künstlerischer Arbeiten regionaler Meister, die allesamt in rotem Buntsandstein ausgeführt sind.
Vom Betrachter aus gesehen befinden sich li., geviert die Wappen von Enschringen, 8 x geteilt und belegt mit einem Löwen, sowie das von Schwarzenberg, zwei Balken. Für den Betrachter re. das Familienwappen der Margarete von Manderscheid mit dem Manderscheider Sparrenbalken, dem Wappen von Virneburg, sieben zu zwei Balken aneinandergereihte Rauten, dem Blankenheimer Wappen, ein Löwe unter einem vierlätzigen Turnierkragen; in der mittl. Reihe ein Adler, im Herzschild das Wappen von Daun, ein Schräggitter, und das Wappen von Kronenburg, ein Adler; sowie in der unteren Reihe die Wappen von Kerpen, ein Sparrenbalken, das von Schleiden od. Jünkerath, im Lilienfeld ein Löwe, und daneben ein Schrägbalken mit div. Objekten.
Neben dem imposanten Torportal und der Ummauerung der gesamten Burg ist in dieser Zeit noch ein weiteres Wohngebäude entstanden und dokumentiert damit die finanziellen Möglichkeiten der Enschringer. Laudolf von Enschringen ließ als Wohnsitz für seine Familie den prächtigen dreigeschossigen Palas auf der Südseite errichten und stattete ihn mit reicher Renaissance-Ornamentik aus. Aufgrund des Einsturzes während der großen Sanierungsmaßnahme mußte das Gebäude im Jahre 1980 unter weitgehender Verwendung der alten Werksteine komplett neu errichtet werden, dabei sind die beiden Rundtürme, für die es kein historisches Zeugnis gibt, dem Bauwerk hinzugefügt worden.
An ihrer Stelle sind in historischen Plänen kleine quadratische Bauwerke eingezeichnet. Auch die hier vorgefundenen Werksteine wurden dabei wieder verwendet; angebracht finden wir die Jahreszahl 1575, sowie die Wappen des Laudolf von Enschringen und der Margarethe von Manderscheid.
Seit 1573 bewohnten Jeanette von Enschringen, die Tochter des Johann von Enschringen und der Johanna von Schwarzenberg, sowie ihr Ehemann Jakob von Lontzen, gen. Roben, das Burghaus zu Ließem. Ihr zweitgeborener Sohn, Hans Ludwig von Lontzen, genannt Roben, erwarb 1605 Haus und Schloss Rittersdorf von den Schwestern Maria und Amalia von Enschringen; 1680 wurde sie an Christoph Veyer weiterverkauft. 1714 schließlich finden wir nach seiner Hochzeit mit der Burgerbin Maria Breidt, den Johann Umbscheiden, Hochgerichtsherr, auf Burg Rittersdorf. Auf dem Erbwege kam die Burg schließlich an die Familie Nels, ehe bis zum Jahre 1969 die Geschwister Franzen auf der baufälligen Burg wohnten. Über die Ortsgemeinde und einen Privatkäufer gelangte Burg Rittersdorf durch Kauf im Jahre 1978 an die Verbandsgemeinde Bitburg-Land.
Auf Grund der herausragenden kulturellen Bedeutung der Burganlage für das Bitburger Land, hatte sich der Verbandsgemeinderat am 2. Dezember 1977 für den Kauf der gesamten Anlage und die Durchführungen umfassender Sicherungs- und Wiederaufbaumaßnahmen ausgesprochen, um die Burg vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Im ersten Bauabschnitt 1979/80 wurde mit Kosten von 0,6 Mio. DM die noch vorhandene Bausubstanz gesichert.
Es folgte 1981 bis 1983 der schrittweise Wiederaufbau der verschiedenen Gebäudeteile bis hin zur Rekonstruktion des Renaissancegebäudes nach dessen Einsturz im Rahmen der Sicherungsarbeiten. Nach der Dacheindeckung der gesamten Anlage in Naturschiefer, die im Febr. 1984 abgeschlossen werden konnte, begannen unverzüglich der Wiederaufbau der ehemaligen Scheune zu einem Restaurationsbetrieb und der Innenausbau der verschiedenen Gebäude. Bis zur Wiedereinweihungsfeier am 30. April 1987, als Abschluss der neunjährigen Bauarbeiten, mussten durch die Verbandsgemeinde insges. 3,5 Mio. DM für Sanierung und Wiederaufbau der historischen Burganlage investiert werden, die nur Dank großzügiger Förderung durch Bund, Land und Landkreis aufgebracht werden konnten.
Heute präsentiert sich die Burg Rittersdorf dem Besucher wieder als ansprechendes historisches Gebäude mit dem Gepräge einer ehemaligen Wasserburg und belegt damit trotz der erheblichen finanziellen Belastungen die Notwendigkeit und Richtigkeit der damaligen Entscheidungen zur Erhaltung eines einzigartigen Kultur- und Baudenkmals im und für den Eifelkreis.
vg rms
Literatur zu Burg Rittersdorf
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz Kreis Bitburg-Prüm, Band 9.2, Seiten 336 ff.
- Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Zwölfter Band, Die Kunstdenkmäler des Kreises Bitburg, Düsseldorf 1927, Seite 239 - 246.
- Von Mühlen und Müllern des Bitburger Landes, Hrsg. Geschichtlichen Arbeitskreis Bitburger Land, Michael Weyand Verlag Trier, 1991, S. 190 ff.
- Burg Rittersdorf; Festschrift zur Einweihung der restaurierten Wasserburg Rittersdorf/Eifel, Verbandsgemeindeverwaltung Bitburg-Land, Eigenverlag, 1977
- Burgturm Rittersdorf – 700 Jahre Edikt Rudolf von Habsburg; Festschrift zur 700-Jahrfeier des Burgturms, Vereinsgemeinschaft Rittersdorf, Rittersdorf, Eigenverlag, 1991
- Burg Rittersdorf – Ihre Geschichte und ihre Einbindung in den rheinischen und lothringischen Kulturraum, Dissertation Oswald Peter, Eigenverlag, 1985
Chronologie
- 1103 Der Hof Rittersdorf kommt zur Grafschaft Luxemburg
- 1263 Theodoricus de Retirsdorf errichtet auf dem Besitz der Trierer Abtei St. Maximin zu Rittersdorf ein festes Haus
- 1290 König Rudolf von Habsburg erklärt sein Einverständnis zum Ausbau der Festung zu Rittersdorf
- 1320 Johann von Bitburg erwirbt die Burg zu Rittersdorf
- 1342 Johann von Falkenstein und Bettingen kauft Burg und Güter zu Rittersdorf von Theodoricus de Retirsdorf
- 1521 Johann von Enschringen und Margarethe Laudolff von Bitburg auf Burg Rittersdorf, nachfolgend setzt eine rege Bautätigkeit auf der Burg ein, Bau des älteren Palas
- 1563 Laudolf von Enschringen zu Rittersdorf, Schwarzenburg und Weiler La Tour ist Burgherr zu Rittersdorf
- 1575 Prunkwappen der Eheleute Laudolf von Enschringen und Margarethe von Manderscheid-Virneburg wird über dem Hauptzugang angebracht
- 1605 Hans Ludwig von Lontzen zu Ließem erwirbt Haus und Schloß Rittersdorf
- 1680 Burg Rittersdorf gelangt durch Kauf in das Eigentum der Familie Veyder
- 1714 Johann von Umbscheiden und Maria Breidt auf Burg Rittersdorf
- 1770 Notar Wilhelm Nels, Sohn des Heinrich Nels aus Brabant wird als Seigneur de Rittersdorf genannt
- 1876 Burg Rittersdorf wird Familienbesitz der Familie Franzen
- 1969 Gemeinde Rittersdorf erwirbt die Burg von den letzten Eigentümern, Geschwister Franzen
- 1978 Verbandsgemeinde Bitburg-Land erwirbt die Burg und erstellt eine umfassende Konzeption zum Erhalt und Wiederaufbau des einzigartigen Kulturdenkmals
- 1987 Wiedereinweihungsfeier nach 10-jährigen Sanierungs- und Aufbauarbeiten
Entnommen mit freundlicher Genehmigung des GAK Bitburger Land aus der Publikation"Die Burgen und Schlösser des Eifelkreises",
Ausgabe 100 der Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes (Dez. 2015)